Rückblick
Im Stuttgarter Norden schlägt seit zwanzig Jahren das kulturelle Herz der Stadt Stuttgart: am 29. März 2003 hat das Theaterhaus am Pragsattel seine Türen zum ersten Mal geöffnet. Mit seinem vielfältigen und breit gefächerten Programm hat sich das Theaterhaus seither zu einem echten Flaggschiff des kulturellen Lebens der Landeshauptstadt entwickelt. Bis heute prägt eine besondere Mischung aus Hoch- und Breitenkultur den charakteristischen Programmix. Comedy und Kabarett stehen hier ebenso neben Literatur, wie Jazz neben Popmusik. Theater und Tanz werden am Theaterhaus auch unter dem Aspekt von Unterhaltung betrachtet und erfahren gerade deshalb beim Publikum so großen Zuspruch.
Kultur für alle, hieß es ab 1984 in Stuttgart-Wangen
Doch die Geschichte beginnt schon zwanzig Jahre zuvor rund sieben Kilometer entfernt in Stuttgart-Wangen. Werner und Gudrun Schretzmeier sowie Peter Grohmann waren Anfang der 1980er Jahre gemeinsam auf der Suche nach einem passenden Ort, an dem die unterschiedlichsten kulturellen Bedürfnisse in Stuttgart ein festes Zuhause finden konnten. 1983 war es dann so weit: Das Trio fand in den Hallen der ehemaligen Glasdachfabrik Julius Lorenz eine Heimat. Aus der leerstehenden Halle wurde 1984 eine außergewöhnlich bunte Kulturfabrik geboren.
Kultur für alle, wollte man bieten. Und statt eines elitären Kunstbetriebs, interessante, aber niederschwelligere Kulturerlebnisse mit günstigeren Eintrittspreisen. Unprätentiöses, einladend und freundlich sollte das Theaterhaus sein. Ein offenes Haus für die Menschen der Stadt und Region, mit einem Spielplan, der jederzeit einfach Laune macht zu kommen.
Im März 1985 präsentierte das Theaterhaus mit einer Eröffnungsgala sein Kulturprogramm. Der vielfältige Programmstart glückte. Mit den Jahren wurde das Theaterhaus außerdem zum verlässlichen, verantwortungsbewussten und offenen Produktionsort für die fortschrittlichen kulturellen Strömungen. Ein Ort, an dem kontinuierlich politisch-kulturelle Arbeit betrieben wurde.
Nach 20 Jahren: Umzug an den Pragsattel
Besonderes Augenmerk galt nun auch jenen freien nationalen und internationalen Theater- und Musikgruppen, die bislang kaum Chancen im kommerziellen Kulturbetrieb hatten. Mit seinen Probe- und Aufführungsräumlichkeiten wurde das Theaterhaus zu einem Gastspiel- und Produktionsort für die unterschiedlichsten Formen kulturellen und politischen Lebens.
Das Theaterhaus hat sich seit seinen Anfängen zu einem Flaggschiff des Stuttgarter Kulturlebens entwickelt. Wachsende Zuschauerzahlen und das erweiterte Angebot an Veranstaltungen machten nach 18 erfolgreichen Jahren in Stuttgart-Wangen einen Umzug an den heutigen Standort am Pragsattel notwendig.
Seither strömen jährlich über 300.000 Besucher:innen zu den rund 850 Veranstaltungen an den Pragsattel und sorgen für die Auslastung der 1.900 Sitzplätze dieses europaweit einzigartigen Zentrums für Kunst und Kultur.
Die ehemalige Fabrikhalle der Rheinstahl Handelsgesellschaft, wurde 1923 nach Plänen des Architekten Emil Fahrenkamp aus Düsseldorf, fertiggestellt. Also genau 100 Jahre, bevor das denkmalgeschützte Gebäude Anfang der Zweitausender Jahre zum heutigen kulturellen Brennpunkt mit vier Veranstaltungshallen, einer Sporthalle und zusätzlichen vermietbaren Räumen umgestaltet wurde. Bis Mitte der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde das Gebäude als Auslieferungslager der Firma Thyssen für Bleche und Baustahl genutzt. Ab 1994 Jahren standen in der ehemaligen Rheinstahlhalle dann doppelstöckig Container, in denen Flüchtlinge untergebracht waren. Im Winter war es zugig und kalt, im Sommer unerträglich heiß.
Doch daran erinnert heute nichts mehr. Das Theaterhaus strahlt auf seinen drei Etagen und mit über 12.200 Quadratmetern Nutzfläche stets Wärme und Offenheit aus, steht für kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt.
Heute stellt das Gebäude, das 1986, ob seiner architekturwissenschaftlichen und künstlerischen Bedeutung in die Liste der Kulturdenkmale Stuttgarts aufgenommen wurde, das Entree in das kulturelle Stuttgart dar, mit all seiner Vielfalt, Gastlichkeit und kommunikativen Flair.
Einziges Privattheater mit zwei Ensembles
Mit seinem Schauspielensemble und der Tanzcompany Gauthier Dance unter der Leitung des Choreographen, Tänzers und Musikers Eric Gauthier verfügt das Theaterhaus als einziges Privattheater Europas über gleich zwei festangestellte Ensembles.
Im Bereich Theaterpädagogik werden in der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern verschiedenster Schulformen Jugendliche dazu befähigt, sich in Schauspiel und Tanz auszudrücken und sich vor Publikum zu präsentieren.
Daneben finden am Theaterhaus jährlich zur Osterzeit die Theaterhaus Jazztage und biennal das COLOURS International Dance Festival statt.