Beschreibung
Mauro Bigonzetti, Pression
Alejandro Cerrudo, PACOPEPEPLUTO
Itzik Galili, The Sofa
Eric Gauthier, ABC
Ohad Naharin, Minus 16
Kurzfilm von Hofesh Shechter, Return
Kurzfilm von Marco Goecke, Rats
Einen wunderbaren Grund zu feiern hatte die Theaterhaus-Company in der Spielzeit 2022/23: Gauthier Dance wurde 15 Jahre jung! Der Titel des Jubiläumsprogramms sagt es ein bisschen anders: 15 YEARS ALIVE – 15 Jahre am Leben. Und macht damit bewusst, dass diese künstlerisch so ertragreichen 15 Jahre alles andere als selbstverständlich sind und waren. Die Entscheidung von Werner Schretzmeier, eine neue Tanzkompanie unter Leitung des damals 30-jährigen Eric Gauthier ins Leben zu rufen, war mutig und bleibt bis heute ein finanzieller Kraftakt. Gleichzeitig kann sich das Publikum in Stuttgart und auf der ganzen Welt nicht mehr vorstellen, dass es eine Tanzwelt ohne Gauthier Dance gibt. Schließlich tanzt die zeitgenössische Truppe am Theaterhaus heute ganz oben mit. Im Jahrbuch tanz 2022 wurde sie als einzige deutsche Company und bedacht mit den meisten Nennungen als „Glanzlicht der Saison 2021/22“ ausgezeichnet – Seite an Seite mit dem Ballett Zürich, dem Wiener Staatsballett und dem Nederlands Dans Theater.
15 YEARS ALIVE nimmt das Publikum mit auf eine ebenso emotionale wie abwechslungsreiche Reise in die vergangenen 15 Jahre – mit Stücken und Choreographen, die eine besondere Bedeutung für Gauthier Dance haben und Wegmarken in der Entwicklung der Company setzten.
Entsprechend hat Eric Gauthier bewusst teils humorvolle, teils sehr virtuose Arbeiten ausgesucht, die an die damalige Ausrichtung der Theaterhaus-Company erinnern – „the sunny side of modern dance“ (Gauthier).
Mauro Bigonzetti, der große Tanzästhet aus Italien, hat Gauthier Dance von Anfang an freundschaftlich unterstützt. Seine faszinierende Choreographie Pression war Teil des zweiten Programms High Five. Zu Musik der Antipoden Helmut Lachenmann und Franz Schubert modelliert Bigonzetti einmal mehr die Körper seiner Tänzer:innen: poetisch, sehr plastisch und mit beeindruckender tänzerischer Virtuosität.
Im Repertoire von Gauthier Dance finden sich gleich drei Stücke von Alejandro Cerrudo, aber regelrechten Kultstatus beim Publikum erlangte PACOPEPEPLUTO aus dem Tanzabend Infinity. Die drei Solos zu Songs des „King of Cool“ Dean Martin sind wie geschaffen für die fabelhaften Männer-Tänzer von Gauthier Dance. Cerrudo inszeniert sie auf den Punkt: sexy, ironisch und scheinbar nackt...
Auch der Starchoreograph Itzik Galili zählt zu den ersten und treuesten Förderern der Theaterhaus-Company. In The Sofa, ebenfalls aus dem zweiten Programm High Five, genügen ihm sechs Minuten für eine Lachtränen treibende Tanz-Comedy mit mehreren buchstäblichen „Wendungen“.
Klar, dass sich auch Eric Gauthier mit einem eigenen Stück in das Geburtstagsprogramm einbringt. Sein augenzwinkerndes Solo ABC nimmt die Zuschauer mit durch die Buchstaben des Tanzalphabets – von A wie Arabesque über L wie Lift bis V wie Variations. Doch Gauthier wäre nicht Gauthier, wenn er nicht eine Menge aus dem prallen Tänzerleben gegriffener Ausdrücke unter das Fachvokabular geschmuggelt hätte…
Bei 15 YEARS ALIVE wird aber nicht nur live getanzt. Es werden auch zwei Kurzfilm-Premieren zu sehen sein, kreiert von Artist in Residence Hofesh Shechter und Marco Goecke. Die Themenvorgabe ließ ihnen maximale Freiheit – sie lautete schlicht „being alive“. Bei der Umsetzung ließen sich beide von außergewöhnlichen Locations inspirieren. Für Marco Goecke gelang es, einen Dreh in seinem Stuttgarter Lieblingsort, dem Hotel Schlossgarten, zu organisieren. Das Hotel steht derzeit im Zuge einer Generalsanierung leer – und die Räume strahlen eine starke Aura von Verlassenheit und Melancholie aus. Visuell mindestens ebenso spektakulär fiel die Wahl von Hofesh Shechter aus, der in der Industriearchitektur im Wizemann Areal und in einem Leichenschauhaus drehte. Der inzwischen mehrfach preisgekrönte Film trägt in jeder Hinsicht seine Handschrift. Schließlich zeichnet er für die Choreographie, Musik, Kamera und Schnitt verantwortlich und spielt sogar selbst mit, in einer Rolle als Gerichtsmediziner!
Mit dem zweiten Teil des Abends verbeugt sich Gauthier Dance vor einem Meisterchoreographen und Mentor, dem Gauthier persönlich und die Company unendlich viel verdanken. Ohad Naharin hat mit Minus 16 ein Schlüsselwerk des zeitgenössischen Tanzes geschaffen. Es enthält alles, was Gauthier Dance antreibt: Emotion, Drama, Stärke, Poesie und eine ungemein kostbare Qualität: die unmittelbare Verbindung zum Publikum.